Wenn man sich die aktuellen Fahrerfelder in diversen nationalen bzw. regionalen Enduroveranstaltungen anschaut, dann ist nach wie vor eine 300ccm Zweitakter eines der Wohl am meisten pilotierte Maschine. Auch für viele Gelegenheitsfahrer ist eine -dreihunderter- das Motorrad schlechthin. Das liegt wohl daran, das zum einen die Zweitakter ein sehr gutes Handling mit bringt und zum anderen einen drehmomentstarken Motor besitzt. Auch die Anschaffungs- sowie die Unterhaltungskosten halten sich in Grenzen und sind Gegenüber einem Viertakt-Modell deutlich günstiger.
Das diese Modelle sehr gefragt sind, sieht man auch an den aktuellen Enduro´s der Marken Beta, GasGas, Husqvarna, KTM und Sherco. Die Entwicklung wird weiter voran getrieben und man gibt sich Mühe um den strengen Abgasnormen und Zulassungsrichtlinien gerecht zu werden.
Für uns war es schon lange ein Wunsch möglichst alle aktuellen Enduromodelle mit einem 300ccm Motor in einem Vergleichtest miteinander antreten zu lassen. Gesagt ist nicht gleich getan 😉 Die Organisation war im Vorfeld sehr umfangreich und so mussten die einzelnen Motorräder geholt, die Testfahrer sowie die Fotografen engagiert, die Strecke exklusiv gemietet, eine professionelle Zeitnahme aufgebaut und die Verpflegung für Ort bestellt werden. An einem sonnigen Sonntag war es dann soweit und der 300er Zweitakt-Vergleichstest konnte beginnen.
Die Sonne schien hell und die Temperaturen waren mit ca. 19 °C angenehm, so daß wir weder frieren noch unter zu heißen Temperaturen leiden mussten;-). Vielen Dank auch an den MCL Burgstädt e.V., für die exklusive Streckennutzung.
Dankeschön!
Ohne Euch wäre der Test nicht umsetzbar gewesen, vielen Dank an:
- die Testfahrer: Jens Thalmann, Patrick Strelow, Thomas Richter, Daniel Hänel, Marko Barthel
- die Händler / Motorradmarken: Beta – K & P Zweiradtechnik, GasGas – RMA Offroadshop, Husqvarna Deutschland, KTM Deutschland, Sherco – Deutschland
- die Fotografen: hccl-photography.de – Steven & Henry Wabnitz
- das Videoteam von VST Enduro
- das Zeitnahmeteam vom Sächsischen Offroad Cup (SOC): Hendrik & Nici
- Helfer vor Ort: Heiko + Tochter, Jürgen, Uwe + Kuchenbäckerin
Die Modelle
BETA RR 300
Die Beta bringt 2020 erstmals keine Weiterentwicklung des Vorgängermodells, sondern eine vollkommen neue Enduro-Generation mit der Bezeichnung RR. Dabei ist vollkommen neu: das Chassis sowie Heckrahmen, der Sitz und eine Vielzahl weiterer Details wie die Einführung der Ausgleichswelle für weniger Vibration. Beta verfügt außerdem über einen separaten Mischölbehälter, ein Vormischen des Sprits ist damit hinfällig. Die Beta RR 300 gehört zu den günstigsten Enduro-Modellen am Markt und wurde uns von K & P Zweiradtechnik zur Verfügung gestellt.
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Preis: 8751 Euro
GASGAS EC 300
Die GasGas ist das einzige Modell wo es momentan noch keine 2020er Version gibt. Durch die neuliche Bekanntgabe des Joint Venture mit KTM Industries ist eine Fortführung der Marke sowie der Entwicklung wohl aber gesichert. Wir haben die 2019er Version von RMA Offroadshop zur verfügung gestellt bekommen und die Highlights dieses Modells sind: ein neuer Zylinderkopf, Optimierungen am Rahmen sowie an den Federelementen, verbessertes Startverhalten dank neuen E-Starter und größerer Kapazität der Batterie. Außerdem wurde ein Mappingsschalter mit zwei Stufen verbaut.
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Preis: 9125 Euro (SixDays Version)
HUSQVARNA TE 300i
Die Husqvarna TE 300i ist neben der KTM das einzige Modell welches mit einer elektronischen Kraftstoffeinspritzung ausgestattet ist. Damit gehört sie zum Vorreiter in Sachen Zweitakt-Fortschritt im Endurobereich. Damit sind geringere Emissionswerte möglich und auch die Fahreigenschaften sind durch die Einspritzanlage ein wenig anders als bei einem Vergaser-Modell. Mit der 2020er Version kommen viele Neuerungen welche wären: neuer Rahmen inkl. leichteren Heckrahmen, ein überarbeitetes Fahrwerk, reduzierte Sitzhöhe, eine neue Auspuffanlage sowie ein optimierter Zylinder. Das Motorrad wurde uns von Husqvarna Deutschland zur Verfügung gestellt.
Weitere Details unter: –hier klicken–
Preis: 10295 Euro (zzgl. Nebenkosten)
KTM 300 EXC TPI
Bei der KTM geht die Entwicklung stetig vorran und so bleibt es nicht aus, daß auch hier neue Maßstäbe in der Zweitaktentwicklung gesetzt werden. Hier kommt eine elektronische Benzindirekteinspritzung zum Einsatz welche nicht nur den Verbrauch drastisch senkt, sondern auch die Emissionswerte gering hält. Auch ein Vormischen dank separaten Ölbehälter ist überflüssig. Das Modell des Jahres 2020 wurde komplett überarbeitet und noch weiter optimiert. Dazu gehört unter anderem ein neues Bodywork mit ergonomischen Verbesserungen, ein überarbeitetes WP-Fahrwerk, eine neue Auspuffanlage, ein neuer Luftfilterkasten und ein neues Kühlsystem. Die KTM 300 EXC TPI wurde uns von KTM Deutschland zur Verfügung gestellt.
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Preis: 9995 Euro (zzgl. Nebenkosten)
SHERCO 300 SE Factory
Optisch ein Hingucker – die Sherco 300 SE Factory. Die französische Marke hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt und bietet mit der 300 SE Factory ein besonderes Modell. Gegenüber der Standard-Version wird hier ein Kayaba-Fahrwerk verwendet und außerdem gibt es einen AXP-Motorschutz, blaue Excel-Felgen, blauer Sitzbankbezug, volle Bremsscheiben, eine Neken-Gabelbrücke sowie ein Factory-Dekor. Außerdem gibt es einige Änderungen für das 2020 Modelljahr, dazu gehört: ein verbessertes Chassis, eine verstärkte Hinterradnabe, optimierter Zylinder und eine verbesserte Auslasssteuerung. Das Modell wurde uns freundlicher Weise von Sherco Deutschland zur Verfügung gestellt.
Weitere Details unter: –hier klicken–
Preis: 9450 Euro (Factory Version) (zzgl. Nebenkosten)
Die Vorbereitung
Jedes Modell wurde uns im Serienzustand geliefert und wir haben im Vorfeld keine Veränderungen am Fahrwerk oder sonstige relevanten Abstimmungen verändert. Die Testfahrer haben, je nach Vorlieben, nur die Lenkerposition, den Bremshebel / Kupplungshebel und / oder den Schalthebel / Fußbremshebel eingestellt. Jedes Motorrad bekam 0,9bar Reifenluftdruck verpasst und wir sind mit der jeweiligen Serienbereifung gefahren.
Die Testfahrer
Jens Thalmann
Alter: 56
Erfolge:
- Gewinner „Silber Vase“ (jetzt FIM Junior World Trophy)
- Vizeeuropameister
- Gewinner World Trophy 1987
Daniel Hänel
Alter: 34
Erfolge:
- nationale Erfolge
- DM Fahrer
Patrick Strelow
Alter: 25
Erfolge:
- regionale Erfolge
- DM Fahrer
Thomas Richter
Alter: 38
- Hobbyfahrer
Marko Barthel
Alter: 42
Erfolge:
- Vizeeuropameister
- Deutscher Meister
- TOP 5 Weltmeisterschaft
- 2-facher Erzberg-Finisher
Wie haben wir getestet?
Am Vormittag konnten die Testfahrer jedes einzelne Modell ausgiebig fahren und somit einen ganz persönlichen Eindruck bekommen. Das Testareal bot endurotypische Sektionen und gerade für einen 300er Vergleich durften steile und lange Auffahrten sowie Hardenduro-Passagen nicht fehlen. Somit hat jeder Fahrer nach seinem Fahrkönnen die Strecken selbst gewählt und ist beliebig lange auf jeder 300er gefahren.
Nach einer Mittagspause waren alle gespannt, denn es ging auf „Zeitenjagd“. Wir hatten im Vorfeld eine abwechslungsreiche Enduro-strecke präperiert, welche alle Facetten einer Sonderprüfung / Endurotest enhielt. Dazu gehörten schnelle Vollgaspassagen, steile Auf-/Abfahrten, schmale Singletrails und arg ausgefahrene Spurillen außerdem gab es Anlieger sowie wellige Beschleunigungs -/ Anbrems-sektionen. Jedes Modell musste von jedem Testfahrer 3x auf Zeit gefahren werden und nur die schnellste Prüfungszeit wurde verwendet. Dabei sind wir mit den ver-schiedenen Mappingstufen gefahren und jeder konnte für sich die optimale Leistungsentfaltung pro Motorrad herausfinden.
Die Bewertung
Wir haben jedes Modell nach folgenden Kriterien beurteilt:
Handling, Fahrwerk, Traktion, Motor, Bremsen sowie das Aussehen. Somit durften die Testfahrer einen Bewertungsbogen zu jedem Motorrad aus-füllen und eine Benotung inkl. besonders positiver bzw. besonders negativer Eigenschaft abgeben. In der Auswertungstabelle haben wir das Ergebnis im Durchschnitt erfasst und sind zu einem Gesamtergebnis pro Motorrad gekommen. Die durchschnittliche Sonderprüfungszeit pro Modell sowie den Preis haben wir im Gesamtergebnis nicht berücksichtigt.
Ergebnisse
BETA RR 300
Die Beta bekommt von fast allen Testfahrern eine gute Beurteilung für das Handling. Durch die neue sportlichere Sitzposition lässt sie sich noch besser über den Parcours bewegen. Mit dem Fahrwerk ist man auf der weichen Seite und somit eher nicht für den Rennsport gedacht. Hier haben die Tesfahrer ein befriedigend oder gar ein ausreichend abgegeben. Bei der Traktion gehen die Meinungen ein wenig auseinander und somit reicht die Spanne von befriedigend bis sehr gut, was im Durchschnitt für eine gute Benotung langt. Der Motor wird fast immer mit gut und als „sanft“ bewertet.
Ein einheitliches Ergebnis gab es bei der Beurteilung der Bremsen, hier gab es ein „gut“ mit dem Hinweis das die Nissin-Bremse am Vorderrad kräftig zupackt. Auch mit gut wurde das Aussehen von der Beta RR 300 bewertet. Einige Testfahrer bemängeln die zu weite Entfernung des Schalthebels zur Fußraste, man muss teilweise den Fuß nach vorn versetzen um Schalten zu können. Insgesamt ist die Beta als „gut“ eingestuft und es ist ein Motorrad was bestens für den Hobbybereich eingesetzt werden kann.
Alternativ ist auch eine „Racing“ Version verfügbar, welche mit straffem Fahrwerk (Kayaba-Telegabel und ZF-Federbein) ausgestattet ist.
GASGAS EC 300
Bei der GasGas gab es einige unterschiedliche Meinungen zu den Bewertungenspunkten. Die Jungs mit den schnellen Sonderprüfungszeiten haben das Modell deutlich besser bewertet als die anderen Tester. In Sachen Handling bendeln die Ergebnisse zwischen befriedigend und gut, was aber insgesamt für ein „gut“ langt. Im Vergleich fühlt sich das Motorrad schwerfälliger an und lässt sich nicht so agil fahren wie manch anderes Modell. Auch beim Fahrwerk gehen die Meinungen auseinander, „gut“ und „sehr gut“ von den schnellen Fahrern und ausreichend sowie befriedigend von den ruhigeren Fahrern. Klar ist, dass Kayaba-Fahrwerk bietet Sicherheit bei hohen Tempo und vermittelt ein gutes Gefühl zum Motorrad. Unterschiede gibt es auch bei der Punktevergabe bei der Traktion, hier reicht die Spanne zwischen ausreichend bis sehr gut und führt insgesamt zu einem guten Ergebnis.
Ganz krass gehen die Meinungen beim Motor auseinander, aber auch hier ist die Bewertung der zügigen Fahrer gut bis sehr gut und nur einer gibt dem Motor ein mangelhaft. Er burteilt seine Bewertung so, dass Motorrad läuft bei langsamer Fahrt weniger frei und überfettet im unteren Drehzahlbereich, was zu einem unangenehmen Fahren führt. Tatsächlich ist die Vergaser-Abstimmung im unteren Drehzahlbereich auf der fetten Seite, was in der Praxis wohl zu einer Anpassung der Bedüsung führen sollte. Aber der Motor ist der einzige im Testfeld, welcher sanft und gutmüdig genug ist und den Fahrer bei schneller Fahrweise die Arme nicht zu lang werden lässt.
Die Bremsen sind für alle Fahrer fast gleich „gut“ in der Bewertung. Zum Thema „Aussehen“ ist die GasGas noch das 2019 Modell und ist als Sondermodell „SixDays“ bei uns im Test. Die Bewertung ist insgesamt mit „gut“ eingestuft und als gewöhnungsbedürftig nannten einige Fahrer den Startknopf auf der linken Lenkerseite. Insgesamt ist das Motorrad für den Sportfahrer gedacht, dank des Kayaba-Fahrwerks und der stabilen Fahrweise bei hohen Tempo. Aber auch für den Hobbypiloten ist das Motorrad dank sanfter Motorleistung (sanfter Mappingstufe) geeignet.
HUSQVARNA TE 300i
Die Husqvarna bekommt von allen Testfahrern die höchste Note (sehr gut) beim Handling. Das Motorrad lässt sich nahezu spielerrich und kontrolliert über den Pacours bewegen. Dabei spielt es keine Rolle ob man schnell oder langsam unterwegs ist oder ein zügiger oder ruhiger Fahrer ist. Beim Fahrwerk reicht es für ein „gut“ was stark zum „sehr gut“ dentiert. Es bietet ein sehr gutes Ansprechverhalten auf der Endurostrecke, besitzt aber nicht ausreichend Durchschlagsreserven um optimal für den Renneinsatz gewapnet zu sein. In Sachen Traktion ist die Spanne zwischen befriedigend bis sehr gut und führt insgesamt zu einem gut. Was dank gleichmäßiger Kraftentfaltung und gutem Fahrwerk gleich auf ist mit der KTM.
Für den Motor mit Einspritzsystem gibt es ein klares Plus, daraus folgt ein fast perfektes Ergebnis von 4,8 (sehr gut). Gegenüber einem Vergasermotor, gibt es keine Abstimmungsprobleme bei unterschiedlichen Temperaturen, Höhenunterschiede oder bei schneller / langsamer Fahrweise. Deutliche Unterschiede gibt es auch im Verbrauch zwischen Vergaser- und Einspritzmotor. Hier glänzt die Husqvarna mit minimalen Verbrauchs-werten. Das Magura-Bremssystem wird im Durchschnitt mit „gut“ bewertet und zeigt keine Schwächen während des Tests. Beim Aussehen sind die Testfahrer nicht alle der selben Meinung und so gibt es eine Benotung zwischen befriedigend bis sehr gut, was zu einem „gut“ führt. Insgesamt betrachtet bietet die Husqvarna ein breites Spektrum an Performance, was für den Hobbybereich sowie auch hin zum Sportfahrer mehr als ausreichend ist. Das Gesamtergebnis zeigt mit 4,4 eine äußerst „gute“ Benotung, was knapp am „sehr gut“ liegt und somit ist die TE 300i der Testsieger in unseren Vergleichstest.
KTM 300 EXC TPI
Kommen wir nun zur KTM, welche ebenfalls eine „sehr gute“ Bewertung für das Handling bekommt. Auch hier muss man sagen, es ist egal ob man langsam oder schnell unterwegs ist, es macht in jeder Situation Spaß dieses handliche Motorrad zu fahren. Das Fahrwerk erhält nicht so gute Werte wie bei der Husqvarna von den Testfahrern. KTM verbaut als einzigstes Enduromodell ein PDS-System womit nicht jeder Fahrer gleich gut unterwegs ist. Die Vorteile sind klar, man hat mehr Bodenfreiheit und besonders über Hindernisse gibt es hier kein „Hängenbleiben“. Anderseits ist das Fahrverhalten direkter, speziell am Hinterrad, was auch mal zu einem Kicken neigen kann. Insgesamt gibt es ein „gut“ in der Bewertung.
Bei der Traktion spielt der gleichmäßige und gut dosierbare Injection-Motor eine wichtige Rolle, aber auch das PDS-System sorgt für den nötigen Tragktionsaufbau am Hinterrad. Die Bewerter geben hier 4,2 im Durschnitt was „gut“ bedeutet. Gleich wie bei der Husqvarna, wird der nahezu identischer Motor mit Einspritz-System bewertet. Er bietet die selben Vorteile und auch die Performance ist sehr gut. Ein großer Vorteil, sei hier noch zu erwähnen, ist das positive Drehmoment in niedrigen Drehzahlen. Das Motorrad kann sehr langsam Auffahrten oder Trails bewältigen ohne das Traktionsverluste auftreten. Für den Fahrer bedeutet es, mehr Kontrolle und weniger Anstrengung. Die Brembo-Bremsen bieten am Hinterrrad sowie am Vorderrad einen guten Druckpunkt und die Bremsleistung bleibt auch bei schneller Fahrweise gleichbleibend. Insgesamt liegt die KTM mit 4,2 knapp hinter der Husqvarna auf den 2. Platz im Vergleichtstest.
SHERCO 300 SE Factory
Sherco glänzt mit einen TOP Erscheinungsbild und alle Testfahrer bewerten das Aussehen mit „gut“ bis „sehr gut“. Fairerweise muss man sagen, das es sich hier um das „Factory“ Modell handelt und das „Standart“ Modell optisch nicht ganz mithalten kann. Beim Handling gehen die Meinungen ein wenig auseinander und so gibt es Benotungen zwischen „befriedigend“ bis „sehr gut“, insgesamt führt es zu einem „gut“ im Durchschnitt. Die Testfahrer stellten eine sehr gute Vorderradführung fest, was aber auch zu einer leichten „Kopflastigkeit“ führt und somit die Balance zwischen Vorder- / Hinterrad nicht ganz perfekt ist.
Als Fahrwerk wird in der „Factory“ Version ein Kayaba-System eingesetzt, statt eines WP-Systems in der „Standart“ Ausführung. Die Abstimmung in der Telegabel und auch im Stoßdämpfer sind für den Sportfahrer optimiert. Der Hobbyfahrer vermisst hier den Fahrkomfort sowie ein sanftes Ansprechverhalten. Insgesamt war das Fahrwerk sehr progressiv und es fehlte etwas Schnelligkeit und Fahrsicherheit bei schnellen welligen Passagen. Das ist sicherlich eine Einstellsache und kann mit wenigen Klicks an der Druck-/Zugstufe verändert werden. Der Motor wird nach wie vor mit einem Vergaser betrieben. Die Leistungsentfaltung, speziell gegenüber der KTM oder Husqvarna, ist weniger gleichmäßig. Die Testfahrer haben zwischen „befriedigend“ bis „sehr gut“ bewertet, was zusammen zum „gut“ in der Tabelle führt. Positiv fällt uns das Brembo-Bremssystem auf, was eine solide Brems-Performace abliefert. Die Bremsen lassen sich gut dosiert einsetzen. Insgesamt betrachtet ist die Sherco der „Sportler“ unter den Propanten und für den Renneinsatz bestens gerüstet.
Bewertungstabelle
Auswertung 300ccm 2-Takt Vergleichstest
Empfohlenes Einsatzgebiet
Hobbyfahrer / keine Rennen:
- BETA 70 %
- GASGAS 50 %
- HUSQVARNA 50 %
- KTM 50 %
- SHERCO 40 %
ambitionierte Fahrer / Renneinsatz:
- BETA 30 %
- GASGAS 50 %
- HUSQVARNA 50 %
- KTM 50 %
- SHERCO 60 %
Fazit zum Test
Ein großer Test liegt hinter uns und die Eindrücke waren mehr als umfangreich für jeden Testfahrer. Insgesamt betrachtet sind alle Modelle auf einem hohen Niveau, einzig KTM und Husqvarna sind die Vorreiter in Sachen Motorentechnologie. Mit dem Einspritzsystem hat man einige Vorteile gegenüber dem Vergaser, ganz voran die gleichmäßige Leistungs-entfaltung. Aber auch die Futures wie geringerer Benzinverbrauch oder Entfall der Vergaser-Abstimmung sind wertvolle Eigenschaften.
Beim Fahren an sich, merkt man neben der Motorcharakteristik noch die Unterschiede am Fahrwerk. Hier setzen einige Modelle eher auf ein gutes Ansprechverhalten und Fahrkomfort, wie bei Beta. Andere dagegen glänzen mit straffer Fahrwerksabstimmung und guter Performance bei hohen Tempo wie es bei Sherco oder auch GasGas der Fall ist. Eine gute Mittellinie hat KTM und Husqvarna gefunden. Sie bedienen nicht nur den Hobby-fahrer sondern sind auch für den Renneinsatz gerüstet. In unserer Aus-wertungstabelle kann man außerdem noch den unverbindlichen Preis in Euro sehen. Da sind bis zu 1500 Euro weniger für eine Beta zu zahlen als für eine Husqvarna. Auch aufgeführt haben wir die durchschnittliche Sonderprüfungszeit von allen Testfahrern mit dem jeweiligen Modell. Hier sind keine riesen Unterschiede zu sehen, gerade einmal 3 Sekunden liegen zwischen dem „schnellsten“ und dem „langsamsten“ Motorrad.
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