Beim ADAC Supercross Stuttgart gibt es neben vielen Konstanten auch eine große Variable – und diese ist gewollt. Alljährlich ändert sich der Streckenverlauf.
Nicht nur der Startbereich wandert, sondern auch die Sprungkombinationen und Schwierigkeiten ändern sich – kurz gesagt das ganze Streckendesign. Dafür
verantwortlich zeichnet der Belgier Freddy Verherstraeten.
Für ihn und sein Team beginnt der Aufbaustress zweieinhalb Tag vor dem ersten Rennen. „Wir haben hier in Stuttgart einen straffen Zeitplan“, sagt der 50-Jährige, einst Motocross-Pilot. Von Mittwochmorgen an müssen innerhalb von 36 Stunden rund 3800 Tonnen Erde so aufbereitet sein, dass ein ebenso attraktiver wie sicherer Kurs entsteht. Dann testen bereits donnerstags die ersten Fahrer den Parcours. Von diesem Zeitpunkt an folgt weitere Filigranarbeit. Immer wieder gibt es bis zum ersten Rennen am Freitag kosmetische Korrekturen.
Streckenbau ist Kunst. Verherstraeten scheint sie perfekt zu beherrschen, seine Dienste sind bei vielen hochkarätigen In- und Outdoorevents in Europa gefragt.
Markant 2017: Nicht mehr in der Mitte des Parcours wie 2016, sondern auf der wieder näher an der Tribüne erfolgt diesmal der Start. Die erste Rechtskurve hält
Verherstraeten bewusst breit, um das obligatorische Gerangel nach dem Start zu reduzieren. Es folgen zwei leichte Wellen, dann werden die Piloten mit
verschiedenen Sprungelementen gefordert. „Diese lassen sich unterschiedlich bewältigen, bieten den Fahrern damit Variationsmöglichkeiten“, sagt
Verherstraeten. Der Zielsprung liegt zentral. Bestandteile wie das Waschbrett gehören natürlich ebenso zum Repertoire des 35. ADAC Supercross Stuttgart.
Die Anzahl der Sprünge ist laut Streckenbauer in etwa gleich wie im vergangenen Jahr, besonderen Wert hat der Designer in diesem Jahr auf großzügige Überholbereiche gelegt. „Diese reduzieren die Sturzgefahr“, weiß Verherstraeten. Sein Ziel: Attraktiv, sicher und anspruchsvoll muss die Strecke sein.
Ob die Strecke auch 2017 wieder für spannende Rennen sorgen wird, zeigt sich am 10. und 11. November in der Schleyer-Halle. Tickets für das 35. ADAC Supercross Stuttgart gibt es über den Webshop (www.supercrossstuttgart.de/tickets), in den ADAC Geschäftsstellen sowie unter der Tickethotline (0711-2800-136). Eintrittspreise: Jugendtickets (bis einschließlich Jahrgang
2003) 19 bis 25 Euro; Tickets für Erwachsene 35 bis 49 Euro. ADAC Mitglieder erhalten für Tickets am Freitag in der Silberkategorie zehn Prozent Preisnachlass.
Drei Fragen an Strecken-Designer Freddy Verherstraeten:
Freddy Verherstraeten (50) gehört zu den Erfolgsgaranten des ADAC
Supercross Stuttgart. Mit seinem Streckendesign und seiner Kreativität trägt der
Belgier dazu bei, dass Fahrern wie Zuschauern jedes Jahr ein attraktiver
Rennkurs geboten wird. In diesem Jahr modelliert der ehemalige Motocross-Pilot
zum 15. Mal die Strecke in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle.
Herr Verherstraeten, welche Schritte sind erforderlich, um solch einen Parcours
jedes Jahr mit neuen Elementen und Ideen zu bestücken?
Verherstraeten: Die Grundlage schaffe ich mir bereits bei der jeweils aktuellen
Veranstaltung. Ich schau mir die Strecke und die Rennen an beiden Tagen exakt
an und entwickle daraus Ideen für das kommende Jahr. Diese ersten Gedanken
bringe ich dann auf einem Blatt zu Papier. Hilfreich ist natürlich dabei, dass ich
die Strecken, das Material und die Gegebenheiten in der Hanns-Martin-Schleyer-
Halle seit vielen Jahren kenne.
Welche Besonderheiten hat die Fildererde, die in Stuttgart traditionell beim
Streckenbau verwendet wird?
Verherstraeten: Wichtig ist ein hoher Lehmanteil. Dieser ist in Stuttgart
gegeben. Des Weiteren sollte die Erde möglichst trocken sein. Natürlich spielt
diese Qualität der Erde eine wichtige Rolle beim Streckenbau, besonders was
die Sicherheit betrifft. Ist die Erde in einem guten Zustand und nicht zu feucht,
lassen sich die Passagen so umsetzen, dass die Gefahren für die Piloten
reduziert werden.
Fahren Sie die Strecke vor den offiziellen Rennen auch noch selbst ab?
Verherstraeten: Früher bin ich die Strecke nach der Fertigstellung tatsächlich
immer selbst noch Probe gefahren, aber dies überlasse ich jetzt lieber den
aktuellen Fahrern. Die machen das richtig gut und ihr Feedback ist äußerst
hilfreich.
Foto: ADAC