Es war ein explosiver Start in die Enduro-WM-Saison 2015. Der Auftakt-Grand-Prix von Chile hielt sowohl in den Ergebnislisten als auch Wettertechnisch eine Überraschung bereit. Mit Talca war es für die Akteure keineswegs unbekanntest Terrain, dennoch war die Strecke, insbesondere die Prüfungen kein Zuckerschlecken. Als in der Nacht vom Samstag zum Sonntag eine Regenfront über den WM-Schauplatz zog, verschärfte der Schwierigkeitsgrad noch einmal deutlich.
Als Titelverteidiger in der Klasse E1 ging Christophe Nambotin (F) an den Start. Früh am Morgen des ersten Fahrtages musste der KTM-Spitzenpilote jedoch erst einmal eine 10-Sekunden-Strafe verdauen, als sein Motorrad nicht gleich ansprang. Der Franzose arbeitete sich jedoch Prüfung für Prüfung zurück an die Spitze der Klasse E1 und bewies damit sein gesamtes Können. Der Tagessieg war ihm in der Folge ebenfalls nicht mehr zu nehmen. „Es war ein harter Tag, aber ich konnte den Sieg holen, ich bin so glücklich“, erklärte Nambotin im Ziel. „Mit der 10-Sekunden-Strafe, und der Tatsache, dass Marc Bourgeois in der ersten Runde sehr schnell war, musste ich den ganzen Tag pushen. Es war sehr einfach, Fehler zu machen, vor allem im Extremtest, aber es ist großartig, in die neue Saison mit einem Sieg zu starten“, so Nambotin weiter. Landsmann Marc Bourgeois (F-Yamaha) kam nach seiner Verletzung im vergangenen Jahr wiedererstarkt in die WM zurück und zeigte sich in Höchstform. Früh ging der Yamaha-Pilot in Führung verlor zwar im Tagesverlauf seinen Platz an der Sonne, blieb im Ziel aber auf Platz 2 behaupten. E1-Rookie Daniel McCanney (GB) schlug sich bei seinem Debüt-Auftritt bestens. Der Klassenaufsteiger konnte direkt aufs Podium fahren und so für ein erstes Achtungszeichen sorgen. Der Junge Husqvarna-Pilot lies unter anderem Eero Remes (FIN-TM) und Cristobal Guerrero (S-Yamaha) hinter sich. Aus Deutscher Sicht schlug sich Edward Hübner bei seinem Chile-Debüt recht wacker. Mit einem 8. Tagesergebnis fuhr der KTM-Pilot durchaus im Rahmen seiner Möglichkeiten. Der Lunzenauer konnte mit einer hervorragenden dritten Klassenzeit im Extremtest auf sich aufmerksam machen. Ein heftiger Sturz bremste ihn aber schließlich ein.
Die Klasse E2 lieferte mit den Piloten Alex Salvini, Victor Guerrero, Johnny Aubert, Pela Renet und Antoine Meo jede Menge Spannung. Besonders Meo Renet lieferten sich einen erbitterten Kampf um jede Sekunde. Nach dem Sieg im Supertest am Freitag, fiel Meo zunächst auf die dritte Position zurück und Renet übernahm die Klassenführung. Aber ein derber Crash im letzten Enduro-Test von Renet stellte die Gesamtwertung auf den Kopf. Diesen kapitalen Fehler nutzte Meo eiskalt aus, übernahm die Führung und gewann den ersten Tag. „Es geht immer sehr knapp zu in der E2. Ich habe in der letzten Runde alles gegeben und das hat super geklappt. Das Gelände war sehr rutschig, aber der Tag endete mit einem sehr guten Ergebnis für mich „, sagte MEO. Renet betrieb Schadensbegrenzung indem er sich Rang 2 sicherte. Denn es nahten bereits Alex Salvini (I-Honda) und Johnny Aubert (F-Beta). Beide pushten zum Ende des Tages noch einmal ordentlich, Salvini beendete den Tag auf Platz 3 und Aubert auf 4. Hinter dem Spitzenquartett war es Victor Guerrero (S-KTM), der die ersten fünf komplettierte.
Nachdem die vergangene Saison für Husqvarnas Mathias Bellino (F) mit einer schweren Knieverletzung und einer langen Regenerationsphase endete, überraschte der Franzose in Chile wohl alle. Mit einer neuen Zweitakter bewaffnet (vorher auf Viertakt unterwegs), griff der Franzose gnadenlos an und gewann den ersten Tag in der Klasse E3. „Es ist fantastisch, das Jahr mit einem Sieg zu beginnen, vor allem nach meiner Verletzung im letzten Jahr“, kommentiert Mathias. „Ich fühlte mich gut und konnte den ganzen Tag Druck machen. Der Extremtest war schwierig für mich, verlief aber ohne große Fehler.“ Matti Seistola (FIN-Sherco) fuhr mehr oder weniger sein eigenes Rennen und konzentrierte sich darauf, den zweiten Tagesrang sicher in Ziel zu bringen. Verfolgt von Weltmeister Matt Phillips (AUS-KTM) hatte der Sherco-Pilot alle Hände voll zu tun, diesen hinter sich zu halten. Phillips machte sich jedoch das Leben selbst schwer, stürzte mehrmals und blieb im Tagesziel auf Platz 3 hinter Seistola.
Ergebnisse Tag 1 im Detail:
Race Report Tag 2 folgt…
Fotos: Enduro-ABC