Die zweite Runde im Hohen Norden führte die Piloten bekanntermaßen nach Schweden. Das Terrain war schwierig und technisch höchst anspruchsvoll, wie man es von den bisherigen WM-Läufen gewohnt war. Das trifft auch für das Wetter zu, denn kaum ein Rennen in der laufenden Saison ging bisher bei optimalen Bedingungen über die Bühne. In Schweden regnete es aus vollen Kübeln, was die Angelegenheit etwas an pikanter machte.
Einer der damit bestens zurecht kommt, ist der Brite Steve Holcombe. Der Beta-Fahrer kämpfte bei der vorangegangen Runde in Finnland mit einigen Problemen, kassierte dort sogar eine deftige Strafzeit und war ganz und gar nicht zufrieden. Der Grand Prix in Schweden sollte dafür umso besser laufen, denn diesem drückte Holcombe unweigerlich seinen Stempel auf. Er war am ersten Tag über eine Minute schneller als der Zweitplatzierte Matt Phillips. Und das, so muss man sagen, nicht einmal mit einer übertrieben schnellen Fahrweise. Doch im Gegensatz zu seinen Konkurrenten absolvierte Holcombe die Sonderprüfungen so gut wie fehlerfrei, was bei den rutschigen Bedingungen der Schlüssel zum Erfolg sein sollte. Da nützten auch vier Prüfungsbestzeiten von Matt Phillips nichts, denn in der Summe erlaubte sich der Sherco-Fahrer schlichtweg mehr Fehler als Holcombe. Knapper wurde es da schon am zweiten Fahrtag, denn hier musste sich der Brite schon wesentlich mehr anstrengen um den Doppelerfolg perfekt zu machen. Die Konkurrenz, allen voran wieder Matt Phillips lernten aus den Fehlern des ersten Tages und fabrizierten deutlich weniger „Ausrutscher“. Die Folge, der Kampf um die Spitzenposition wurde wesentlich spannender und erst in letzter Minute zwischen Phillips und Holcombe entschieden. Letzterer konnte seinen knappen Vorsprung ins Ziel retten, gerade einmal 3,09 Sekunden trennten die beiden Akteure nach über einer Stunde Prüfungszeit!
Auffällig zurückhaltend Eero Remes. Der Überflieger der vergangenen Grand Prix konnte in Schweden mit der 250er TM nicht so recht Schritt halten. Am Samstag gelang es Remes zwar noch, nach einem kräfteraubenden Tag auf Platz 3 der GP-Wertung zu fahren, glücklich war der Finne darüber aber nicht. Zu viele Fehler haben sich eingeschlichen und letztendlich eine bessere Platzierung verhindert. Dabei wäre deutlich mehr drin gewesen, denn zu Platz 2 und damit zu Matt Phillips fehlten ihm gerade einmal 6,13 Sekunden. Doch am gestrigen Sonntag sollte es für Remes noch wesentlich dicker kommen. Der TM-Pilot fand kein Mittel gegen die schnellen Konkurrenten und war mehrmals über seinem Limit unterwegs. Das Resultat, mehrere Stürze und mit Rang fünf in der GP nicht das allerbeste Ergebnis. Besonders dürfte sich Remes über den zweiten Platz in der Klasse E1 geärgert haben. Hier gelang es Nathan Watson erstmals in 2016 den bisher ungeschlagenen Finnen zu besiegen.
Edward Hübner gelang es trotz des kurzfristigen Markenwechsels, respektable Platzierungen einzufahren. Am ersten Fahrtag erreichte er das Ziel in der Klasse E1 auf Platz 9 mit knappem Rückstand zu Enduro-Haudegen Ivan Cervantes. Noch besser lief es am Sonntag, denn hier gelang es dem Yamaha-Piloten mit konstanten Prüfungszeiten auf einen soliden siebten Platz vorzufahren.
Noch besser lief es hingegen bei Maria Franke. Die KTM-Sturm-Pilotin hätte über Ergebnisse dieser Art vor wenigen Wochen wahrscheinlich selbst geschmunzelt, nach zwei für die Damenwertung relevanten Grand Prix zählt Maria zu den Top-Pilotinnen dieser WM! Bereits vor gut einer Woche in Finnland bewies Maria ihr Können und landete zwei Mal auf dem Treppchen. Und auch in Schweden konnte sie sich gegen ihre Konkurrentinnen äußert erfolgreich durchsetzten. In der mittlerweile gut besetzten Damenklasse gelang es der KTM-Pilotin an beiden Tagen auf Rang zwei zu fahren! Dabei musste sich Maria am ersten Tag knapp Jane Daniels geschlagen geben, konnte aber erneut Laia Sanz hinter sich halten. Sanz drehte am zweiten Tag mächtig auf und gewann die Damenklasse, Maria behielt aber die Nerven und landete dank ihrer Konstanz auf Platz 2. In der WM-Gesamtwertung liegt sie mit nur einem Punkt Rückstand gegenüber Laia Sanz auf Platz 3.
Quelle: EnduroABC