Fahrer im Fokus – heute: Gerrit Helbig

Gerrit Helbig gehört zu den treuen Seelen in der Deutschen Enduro Meisterschaft. Bereits 2006 stieg der mittlerweile 33-Jährige in den Enduro-Pokal ein, ab 2009 startete er dann in der DEM. Seither verbesserte er sich stetig, was mit dem Bronzerang in der E3-Meisterschaft 2017 gekrönt wurde. Das Besondere an Gerrit ist, er blieb über all die Jahre ununterbrochen dem Zschopauer Team Sturm treu. Doch wie verschlug es den Wolgaster überhaupt zu dem Team ins Erzgebirge? Diese und andere Fragen beantwortet der sympathische Sunnyboy im folgenden Interview.

Hallo Gerrit, wie geht es Dir? Im letzten Jahr hattest du einen heftigen Sturz mit weitreichenden Folgen, welcher dir auch fast deine motorsportliche Karriere gekostet hätte. Erzähle uns ein wenig davon.

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Gerrit Helbig: „Es ist so ziemlich genau vor einem Jahr passiert und ausgerechnet auf meiner Hausstrecke in Wolgast. Im freien Training zum ‚Internationalen Ostseepokal‘, als es um absolut nichts ging, bin ich kurz vor Schluss in einer Sandwelle gestürzt. Dabei hat es mich über den Lenker gejagt und ich bin wie bei einem Kopfsprung im Sand hart eingeschlagen. Dabei habe ich mir die Brustwirbel fünf, sechs und sieben gebrochen. Die erste Nacht war dann schon recht dramatisch, da niemand wirklich wusste, ob der ganze Bewegungsapparat überhaupt wieder so richtig wird wie vorher. Doch ich hatte sehr großes Glück! Folgeschäden habe ich keine davon getragen. Der Arzt meinte nur, es war alles sehr knapp, es hätte auch anders ausgehen können. Die Reha verlief danach auch sehr positiv. Von meiner Verletzung merke ich jetzt nichts mehr, habe auch keinerlei Beschwerden oder Einschränkungen. Von daher, ja, es geht mir gut!“

Du bist schon viele Jahre in der DEM dabei. Und all die Jahre bist du ausschließlich für das Team Sturm Zschopau an den Start gegangen. Wie hat es dich zu der Truppe ins Erzgebirge verschlagen?

„Da muss ich ein wenig ausholen. (lacht) Mein Vater stammt von der Insel Usedom und ist der Liebe wegen nach Thüringen gezogen. In dieser Zeit fuhr er Motocross in Apolda. Er hat mir immer viel von damals erzählt und wie das alles so war, den ganzen Fahrern und eben von Harald Sturm. Das hat mich fasziniert und so hatte ich schon immer im Hinterkopf, wenn ich mir einmal eine Enduro hole, dann muss es eine Sturm-KTM sein. (lacht) Und so kam es dann auch. Als ich mir mein erstes Motorrad zusammengespart hatte, da steckte das Jugendweihe-Geld und das erste Gehalt von der Werft mit drin, bin ich mit meinem Vater nach Zschopau gefahren und habe dort bei Harald meine erste Enduro geholt. So ist der direkte Kontakt entstanden. Und als ich mich entschied, in den Enduro-Pokal einzusteigen, habe ich eben dort im Team wegen der Betreuung angefragt. Ich wurde total herzlich und mit offenen Armen aufgenommen. Das hat mich total begeistert. Auch die ganzen Leute, die Atmosphäre, da fühlt man sich rundum wohl. Und so bin ich die ganzen Jahre eben dort geblieben.“ (lacht)
(Anm.: Gerrit, Jahrgang 1987, in Jena geboren, ist eigentlich Thüringer, lebt aber seit seinem zweiten Lebensjahr in Wolgast)

Du hast gerade angesprochen, wie du deine erste Enduro erworben hast. Bist du davor schon in irgendeiner Form motorsportmäßig aktiv gewesen?

„Tatsächlich überhaupt nicht. Ich hatte lediglich so eine 125iger Zweitakt-Straßen-Enduro von Yamaha, mit der ich in die Schule gefahren bin. Das war´s. Ich bin vorher nie Rennen gefahren oder hatte irgendwelche anderen Motorräder. Das erste Mal Berührung mit dem Endurosport hatte ich erst 2004, als mich mein Vater zum WM-Lauf nach Zschopau mitgenommen hat. Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir im Schlammloch in Börnichen gesessen haben und dort alle durchgejagt sind. Das hat mich begeistert! Da habe ich das erste Mal darüber nachgedacht, wie verrückt die hier alle sind und dass ich es selbst irgendwann auch gern einmal probieren würde.“ (lacht)

Du bist auch immer mit einer KTM 300 ccm / 2-Takt an den Start gegangen. Hattest du nie Lust, auch ein anderes Modell auszuprobieren?

„Lust schon, auch probiert, aber alles andere hat nie so richtig zu mir gepasst. Von Viertaktern bin ich kein Freund, die sind mir zu laut (lacht). Und kleinere Zweitakter haben mir zu wenig Leistung. Von daher, gab es nie wirklich eine Alternative für mich. Ich hatte einmal ein Modell, das bin ich sechs Jahre in der DEM gefahren, das hatte am Ende 850 Betriebsstunden.“ (lacht)

Du wohnst in Wolgast an der Ostsee, kannst quasi vor der Haustür Badeurlaub machen. Doch für Enduro-Rennen reist du jedes Mal viele Kilometer quer durch Deutschland. Woher nimmst du die Motivation, über so viele Jahre das so konsequent durchzuziehen?

„Im Sommer fällt es schon ein wenig schwer, sich vom Strand loszueisen, das muss ich zugeben. (lacht) Ansonsten freue ich mich einfach darauf, Rennen zu fahren und auch das Team und die ganzen Freunde im Fahrerlager wieder zu sehen. Aber auch, einfach einmal andere Landschaften zu Gesicht zu bekommen. Meist geht es ja in leicht gebirgige Regionen, also alles andere, was wir hier so kennen. Von daher braucht es keine große Motivation.“

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Auch in der Enduro-EM bist du schon seit 2015 regelmäßig dabei. Was macht für dich speziell diese Meisterschaft aus?

„Es ist die Kombination aus Sport und Reisen. Bei den EM-Läufen lernt man immer neue Strecken kennen, es wird also nie langweilig. Dann ist es eine durchweg entspannte Meisterschaft, alles geht mit einer gewissen Ruhe und Leichtigkeit von statten. Und wenn man die restlichen freien Tage, die einem im Jahr noch so bleiben etwas clever verbindet, sieht man noch ein wenig von der Welt. So habe ich die EM schon genutzt, um auch einmal einen Abstecher nach Rom und Pisa zu unternehmen oder bei der Heimfahrt einen Zwischenstopp in der Schweiz einzulegen.“
(Anm.: Gerrit erreicht 2018 als Gesamtfünfter in der Klasse „über 250 ccm / 2-Takt“ sein bestes Resultat)

Was ist dein Ziel für diese Saison, wenn sie denn endlich startet?

„Ich weiß noch nicht, ob ich diese Saison überhaupt an den Start gehen werde. Seit meinem Unfall bin ich noch gar nicht wieder im Gelände gefahren. Im Frühjahr habe ich meine Reha abgeschlossen und danach fühlte ich mich vom Kopf her noch nicht wieder so frei, um auf die Enduro zu steigen. Von daher sind meine Ziele auf lange Sicht gesehen folgende: In erster Linie Spaß am Enduro fahren haben, wieder an Rennen teilnehmen und solchen Anforderungen, wie beispielsweise in Zschopau, gewachsen zu sein.“

Zu guter Letzt, Gerüchte besagen, dass du in deiner Werkzeugtasche auch immer einen Kamm dabei hast. Ist da was dran?

„Ja, das stimmt tatsächlich! (lacht) Das ist mitunter auch das erste was ich mache, wenn ich den Helm abnehme. Es muss ja schließlich in die Frisur etwas Volumen reinkommen.“ (lacht)

Wir wünschen dir für die Zukunft alles Gute und drücken die Daumen, dass wir dich irgendwann wieder als aktiven Fahrer auf der Strecke erleben dürfen!

-> Webseite: www.ktm-sturm.de

Foto: Peter Teichmann

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