Luca Fischeder feierte im vergangenen Jahr mit dem Titel in der Deutschen Enduro-Jugend-Meisterschaft seinen bis dato größten Erfolg. Aber auch auf internationaler Ebene gab der 21-jährige Sachse eine richtig gute Figur ab. Mit Gesamtrang neun in der Youth-Kategorie der EnduroGP-Weltmeisterschaft unterstrich er eindrucksvoll sein Potenzial. In diesem Jahr verdoppelt er nun die Kubikzahl an seiner Sherco und rückt fortan, wenn es denn endlich los geht, mit einem 250iger 2-Takter aus. Warum seine Wahl ausgerechnet auf dieses Modell gefallen ist und ob er wieder in der Enduro-WM angreifen wird verrät er euch -und noch einiges mehr- im folgenden Interview.
Hallo Luca, du hattest im Vorjahr eine großartige Saison, giltst aktuell als das deutsche Enduro-Nachwuchstalent schlechthin. Beflügelt dich dieser Umstand oder bedeutet die gestiegene Erwartungshaltung für dich eher Druck?
Luca Fischeder: „Die Wertschätzung meiner Leistung von so vielen Seiten ist natürlich toll, das freut mich wirklich ungemein. Zusätzlichen Druck verspüre ich aber dadurch nicht. Ich mache mir eher selbst den Druck, denn ich will natürlich wieder beweisen, was ich kann. Ich möchte angreifen und in Deutschland an der Spitze mitfahren. Das ist mein Anspruch und ich denke, das ist realistisch. Ich hatte eine super Vorbereitung, fühle mich fit und kann es kaum erwarten, dass es nun endlich richtig los geht!“
Du sagtest einmal: „Meine Gegner fuhren schon Rennen, bevor ich überhaupt das erste Mal auf dem Motorrad gesessen habe.“ Also wann genau hast du mit dem Motorradfahren bzw. diesem Sport angefangen?
„Genau, das stimmt! (lacht) Mein erstes Motorrad habe ich mir von meinem Jugendweihe-Geld und was ich mir sonst noch so zusammengespart habe, gekauft. Das war eine 125iger KTM und mein ganzer Stolz. Damit fing alles an, das war so vor fünf, sechs Jahren. Also bin ich in dieser Hinsicht eher ein Spätstarter. (lacht) Umso erstaunter bin ich, wie weit ich in dieser relativ kurzen Zeit schon gekommen bin. Das hätte ich wirklich nicht erwartet…“
Woher kommt deine Begeisterung für den Motorsport?
„Durch meinen Vater und seine Freunde. Die haben mich immer zu „Rund um Zschopau“ oder zur Motocross-WM nach Teutschenthal und Loket mitgenommen. Das waren immer absolute Highlights für mich und so war die Begeisterung schon früh da. Und natürlich träumt man da als junger Kerl davon, es selbst einmal zu probieren.“
Und warum ist es letztlich Enduro und nicht Motocross geworden?
„Mein Vater ist selbst hobbymäßig ein paar Enduro-Rennen gefahren. Da war ich vier oder fünf und auch schon immer mit dabei. Von daher war ich von Haus aus bereits ein wenig vorbelastet. Hinzu kommt, dass ich im Motocross als Späteinsteiger wahrscheinlich keine wirkliche Chance gehabt hätte. Oft wird jetzt ja schon im Kinderalter mit der 65iger leistungsorientiert trainiert. Im Endurosport geht es dagegen erst mit sechszehn so richtig los. Also genau das Alter, in dem ich mit allem begonnen habe. Von daher hatte ich nicht das Gefühl, einen gravierenden Nachteil zu haben und bin somit die ganze Sache sehr motiviert angegangen.“
Du bestreitest nun deine dritte Saison im Team des deutschen Enduro-Mehrfach-Champions Marcus Kehr, der selbst auch jahrelang in der Enduro-WM aktiv war. Konntest du schon von seinem unheimlichen Erfahrungsschatz profitieren und ist dir dabei eine besonders in Erinnerung geblieben?
„Eine ganz bestimmte Situation habe ich jetzt nicht auf dem Schirm. Aber generell ist es natürlich eine Riesensache, wenn man auf so jemanden wie Marcus bauen kann. Ich lerne unheimlich viel von ihm. Egal ob es technische Fragen betrifft, Tipps zur Trainingsoptimierung oder die Fahrtechnik. Er hat immer einen guten Rat, wie ich was zu machen haben. Wir trainieren auch derzeit oft zusammen, das bringt mich natürlich stetig weiter. Und nicht zuletzt ist er auch ein guter Motivator, der mir im übertragenen Sinne auch einmal einen Arschtritt gibt.“ (lacht)
Du bist im letzten Jahr die komplette WM-Saison gefahren. Das dies überhaupt möglich war, ist u.a. auch einem direkten Konkurrenten aus der DEM zu verdanken. Erzähle uns bitte davon.
„Ja, das stimmt. Ohne die Hilfe von Eddi Hübner hätte ich das alles nicht so machen können. Er hat mich gleich zu mehreren Rennen mitgenommen. Dafür bin ich ihm extrem dankbar! Gerade die langen Reisen nach Spanien und Portugal oder selbst nach Frankreich. Alleine wäre es mir unmöglich gewesen, das alles zu stemmen und so die komplette Saison zu bestreiten!“
Wie ist es zu eurer Fahrgemeinschaft gekommen?
„Wir haben in dem Jahr oft zusammen trainiert. Und da wir nur eine Viertelstunde entfernt voneinander wohnen, habe ich ihn einfach gefragt und so hat sich alles ergeben…“
Du bist in deiner bisherigen Karriere ausschließlich die 125iger Zweitakt-Modelle gefahren. In diesem Jahr nun die 250iger Zweitakt-Sherco. Was war der ausschlaggebende Punkt, dass deine Wahl ausgerechnet auf dieses Modell gefallen ist?
„Da ich jahrelang auf der 125iger unterwegs war, wollte ich nicht einen zu großen Schritt wagen und gleich auf 300 ccm Hubraum gehen. Daher fiel meine Wahl auf die 250iger Zweitakt. Die hat logischerweise mehr Leistung, ist aber vom Handling und der Wendigkeit der 125iger recht ähnlich. Das kommt mir wahnsinnig entgegen. Ich bin mit dem Motorrad aus dem Stand richtig gut klar gekommen! Ein Viertakter hingegen kam für mich nie in Betracht…“
Was sind deine Ziele für diese Saison? Startest du auch wieder in der WM?
„In der DEM habe ich mir in meiner Klasse E2 vorgenommen, auf das Podium zu fahren und im Championat unter die besten Fünf zu kommen. Ich denke, das ist machbar wenn bei mir alles passt. Die Enduro-WM möchte ich natürlich wieder komplett bestreiten. In diesem Jahr bin ich Support-Fahrer im Sherco-Team von Fabrizio Azzalin. Das ist für mich eine Riesensache! Ich war bereits in Italien und konnte dort mit den Sherco-Werksfahrern, wie Matteo Cavallo, Hamish MacDonald und den anderen Jungs trainieren. Mein Eindruck ist gut, ich konnte im Gegensatz zum Vorjahr noch einen deutlichen Schritt nach vorn machen. Das motiviert mich ungemein! In dieser Saison starte ich in der Klasse Junioren 2, in der noch einmal ein anderer Wind weht als noch im Youth-Cup. Aber ich habe keine Angst, gegen die Besten zu fahren. Ich möchte angreifen, Erfahrung sammeln und so weit wie möglich vorn landen. Dabei strebe ich einen Platz in den Top Zehn an.
Abschließend möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mich bei Sherco Deutschland, allen Sponsoren und involvierten Leuten für ihr Vertrauen und ihre Unterstützung zu bedanken. Ich hoffe, für uns alle wird es ein gutes und erfolgreiches Jahr werden!“
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Auch wir wünschen alles Gute und maximalen Erfolg auf nationaler und internationaler Bühne!
-> Instagram: @lucafischeder26
Foto: Peter Teichmann