Immer wieder zieht es Endurofahrer oder MX-Piloten auf verschiedene Tagebau-Abschnitte. Klar, das Offroadgelände ist riesengroß und bietet jede Menge Herausforderungen, ABER illegales Endurofahren auf einem Tagebaugelände ist lebensgefährlich und strengstens verboten!
Wir von Enduro.de haben uns mit der Energieunternehmen MIBRAG einmal näher unterhalten und das Thema „illegales Befahren von Tagebau-Abschnitten“ näher beleuchtet.
Warum ist das Befahren vom Tagebau mit Offroad-Motorräder verboten?
Das illegale Befahren des MIBRAG-Betriebsgeländes ist lebensgefährlich. Die beiden Tagebaue Profen in Sachsen-Anhalt und Vereinigtes Schleenhain in Sachsen unterliegen der Bergaufsicht mit strengen Regularien. Illegales Befahren erfüllt den Tatbestand des Hausfriedensbruchs.
Ein Tagebau besitzt Industrieanlagen, in denen automatisch anlaufende Bänder sowie stromführende und bewegliche Anlagen und Maschinen eingesetzt werden. Es gibt offenliegende sowie teilweise nicht einsehbare Kabelführungen. Das Überfahren dieser Hochspannungsleitungen ist lebensgefährlich.
Großes Gefahrenpotential geht für Ungeschulte auch von hohen Böschungskanten aus. Durch das Befahren von Böschungen können Rutschungen ausgelöst und Fahrer mit ihren Motorrädern verschüttet werden.
Kam es bisher zu Unfällen im Tagebau durch Motorradfahrer bzw. illegales Endurofahren?
Ja leider, bei einer illegalen Befahrung im Herbst 2022, wurde ein Motorradfahrer mit schwersten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.
Erhöhte Unfallgefahr beim illegalen Befahren geht darüber hinaus von Baumbestand und Vegetation aus. Zum einen für die Motorradfahrer selbst, die mit Hindernissen kollidieren können, zum anderen macht es der zum Teil dichte Bewuchs unmöglich, Verunfallte beispielsweise mit einem Helikopter zu lokalisieren.
Erschwerend kommt bei Unfällen im Tagebau hinzu, dass Verunfallte ihre exakte Position nicht kennen. Betroffene zu lokalisieren kostet wertvolle Zeit, die am Ende über Leben und Tod entscheiden kann.
Der Faktor Zeit spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Zuwegung zur Unfallstelle. Im schlimmsten Fall ist diese nur zu Fuß erreichbar, da der Krankentransportwagen aufgrund der Geländestruktur nicht bis zum Verunfallten fahren kann.
Es gibt immer wieder illegales Endurofahren auf dem Gelände, welche Schäden entstehen dadurch?
Durch die illegalen Befahrungen werden immer wieder Zäune, Schranken und Absperrungen beschädigt – Sachschäden, die bei MIBRAG erhebliche Kosten verursachen.
Mit konkreten Zahlen lässt sich der Aufwand nicht ausdrücken. Dennoch ist er sowohl in personeller als auch im Hinblick auf Sachschäden enorm. Dabei werden die Bereiche regelmäßig vom Wachdienst kontrolliert. Die Gebiete, in denen illegal gefahren wurde, müssen im Anschluss beräumt werden. Zugänge zum Bergbau werden blockiert, beispielsweise mit großen Findlingen.
Gibt es dennoch Möglichkeiten sicher und legal das Tagebau-Gelände mit dem Offroad-Motorrad zu befahren?
Legale Tagebau-Befahrungen sind über verschiedene Veranstalter in der Region buchbar. Sie befahren nur abgesicherte und zugelassene Tagebauabschnitte. Außerdem besitzen diese Veranstalter eigene Absicherungen und geschultes „Erste Hilfe“ Personal mit passender Ausrüstung.
Für Offroad-Motorradfahrer bietet die Firma „EnduroPRO“ geführte Offroadtouren im Tagebau mehrmals im Jahr an. Außerdem können Quadbegeisterte mit der „Quadfactory“ geführte Touren genießen. Details zu den legalen Veranstaltungen findet man direkt beim Anbieter.
Das Interview haben wir mit Herrn Exner von der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft mbH geführt.
Foto: U. Laurisch