Interview mit Jeremy Sydow: Deutschlands schnellster Endurofahrer

Ein Blick in das Leben eines Ausnahmeathleten

Mit gerade einmal 24 Jahren hat Jeremy Sydow sich als einer der vielversprechendsten Talente im internationalen Endurosport etabliert. Geboren und aufgewachsen in Chemnitz, begeistert er mit seiner Dynamik und seinem unerschütterlichen Willen, immer besser zu werden. Wir haben den jungen Sportler getroffen und einen tiefen Einblick in seine Karriere, seine Motivation und seinen Alltag erhalten.

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Vom Schulabschluss zum Profisportler

Jeremy Sydow blickt auf eine außergewöhnliche Laufbahn zurück. Nach seinem Realschulabschluss begann er zunächst eine Ausbildung, die er jedoch zugunsten seiner sportlichen Ambitionen aufgab. Seitdem widmet er sich voll und ganz dem Motorsport. Dabei profitiert er von der Unterstützung der Bundeswehr, bei der er als Sportsoldat angestellt ist. „Das ist eine enorme Hilfe für mich“, erklärt Jeremy. „Ich kann mich voll auf meinen Sport konzentrieren und bin gleichzeitig finanziell abgesichert.“

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Karrierehöhepunkte und Meilensteine

Seine Begeisterung für den Motorsport begann schon in frühester Kindheit. Als er zu seinem dritten Geburtstag eine Yamaha PW50 geschenkt bekam, war das der Startschuss für eine beeindruckende Karriere. Bereits mit fünf Jahren nahm Jeremy an seinem ersten Rennen teil und eroberte das Podium. Seitdem hat er zahlreiche Erfolge gefeiert, darunter:

  • EMX 250 Podium in Lettland (2019): Ein Meilenstein in seiner Motocross-Karriere. In Kegums wurde er Gesamt-Dritter und erlebte den Nervenkitzel, auf internationaler Ebene zu bestehen.
  • ADAC MX Youngster Cup: Hier konnte er sich mit konstant starken Leistungen behaupten und wurde Vizemeister.
  • WM-Debüt 2023: Beim ersten Lauf der Enduro-Weltmeisterschaft gewann er auf Anhieb die Gesamtwertung und seine Klasse – ein unvergesslicher Moment.

Der Wechsel vom Motocross zum Enduro

Nach mehreren Verletzungen im Motocross entschied sich Jeremy 2022 für einen Wechsel ins Enduro. Dabei spielte ein Anruf von Marcus Kehr, einer deutschen Enduro-Legende, eine entscheidende Rolle. „Er hat mich motiviert, es mal im Enduro zu versuchen. Das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens“, erzählt Jeremy. Obwohl Enduro einige neue Herausforderungen mit sich brachte – wie die längeren Fahrzeiten und die anspruchsvollen Strecken –, fand er schnell Gefallen an der Disziplin. Bereits in seinem ersten Jahr konnte er beeindruckende Ergebnisse erzielen.

Technik und Material: Das perfekte Motorrad

Jeremy Sydow setzt auf eine Sherco 250 Zweitakt-Maschine, die speziell auf seine Bedürfnisse abgestimmt ist. Das Motorrad ist ein Schlüsselfaktor für seinen Erfolg, und es wurden zahlreiche Anpassungen vorgenommen, um optimale Leistung zu garantieren:

  • Fahrwerk von Poltec: Individuell angepasst, bietet es perfekte Stabilität und Kontrolle, selbst unter extremen Bedingungen.
  • Motorabstimmung: Mechanisch und elektronisch auf seine Fahrweise abgestimmt.
  • Akrapovic-Auspuff: Eine Sonderanfertigung, die mehr Power bei niedrigen Drehzahlen liefert.
  • Ergonomische Fußrasten: Für besseren Halt und Komfort, besonders bei langen Rennen.

„Das Bike ist für mich perfekt abgestimmt. Es gibt mir das Vertrauen, das ich brauche, um an meine Grenzen zu gehen und sogar darüber hinaus“, sagt Jeremy.

Trainingsalltag eines Champions

Hinter den Erfolgen von Jeremy Sydow steckt ein striktes und anspruchsvolles Trainingsprogramm, das sowohl auf die physische als auch auf die mentale Stärke abzielt. Besonders im Winter legt er den Grundstein für die kommende Saison:

  • Motorradtraining: Drei- bis viermal pro Woche steht er auf dem Bike, um an seiner Technik und Ausdauer zu arbeiten.
  • Kraft- und Ausdauertraining: Täglich stehen Übungen im Fitnessstudio auf dem Plan, um den Körper optimal vorzubereiten.
  • Trainings: Gemeinsam mit anderen Spitzenfahrern wie Luca Fischeder und Edward Hübner wird trainiert. „Das Training mit anderen Fahrern hilft mir, meine Schwächen zu erkennen und gezielt daran zu arbeiten“, betont Jeremy.

Herausforderungen und Ziele

Auch wenn Jeremy bereits viele Erfolge gefeiert hat, sieht er noch Verbesserungspotenzial: „Mir fehlt manchmal die Lockerheit, die ich im Training habe, bei den Rennen umzusetzen. Daran arbeite ich intensiv.“ Sein großes Ziel ist es, in der Weltmeisterschaft ganz vorne mitzufahren und langfristig einen WM-Titel zu holen.

Tipps für Nachwuchsfahrer

Jeremy richtet sich auch an die nächste Generation von Motorsportlern und gibt wertvolle Ratschläge:

  • Motocross-Rennen als Vorbereitung: Diese bieten eine hervorragende Möglichkeit, Geschwindigkeit und Technik zu trainieren.
  • ADAC Enduro Jugendcup: Eine ideale Plattform für junge Talente, um erste Erfahrungen im Enduro zu sammeln.
  • Spaß behalten: „Der Spaß sollte immer im Vordergrund stehen. Nur so bleibt man langfristig motiviert“, sagt Jeremy.

Ein besonderer Dank

„Ohne meine Sponsoren, meine Familie, meine Freundin und meinen Trainer Markus Kehr wäre das alles nicht möglich. Ihr alle gebt mir die Unterstützung, die ich brauche, um meinen Traum zu leben“, betont Jeremy.

Fazit

Jeremy Sydow ist ein echtes Aushängeschild für den deutschen Endurosport. Mit harter Arbeit, Disziplin und einer klaren Vision verfolgt er konsequent seine Ziele. Seine Geschichte ist ein inspirierendes Beispiel für junge Fahrer und Motorsportfans. Die Zukunft sieht vielversprechend aus – und wir freuen uns darauf, Jeremy auf seinem Weg weiter zu begleiten.

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