5:10 Uhr bei den RedBull Romaniacs, mein Handy riss mich aus dem ohnehin schon schlechten Schlaf. Ich fühlte mich wie gerädert. Meinem Kumpel Felix ging es ähnlich. Ich zog meine X-Bionic Unterwäsche an, legte die Ortema Orthese an, zog meine Oneal Hose an und schleppte mich zum Frühstück. Brötchen mit Marmelade, eine kleine Tasse Kaffee, Vollkornbrot mit Schicken, Käse und etwas Paprika. Das Frühstück war sehr ausgewogen und reichhaltig, alles was man zum gut satt werden braucht. Ich nahm mir noch eine Banane für den Weg und wir zogen los. Unsere Betreuer standen schon mit dem RBR-S2S-Sprinter vorm Hotel um uns aufzusammeln und zum Offroad Start zu fahren. Mittels des GPS für die Bikes wurden wir ganz einfach zum Offroadstart gelotst. Ich lud mein Bike aus und zog mich an, bereitete noch mein USWE Trinksystem vor und checkte noch einmal meine Gürteltasche auf Riegel und Gels. Kurz vor meiner Startzeit fuhr ich mein Bike warm. Dabei fiel mir auf, dass mein Lenkungsdämpfer nicht funktionierte. Er hakelte und es ließ sich sehr schwer lenken. Ich musste Abends, im dunkeln den Aufnahmebolzen vom Wiederlager zu hoch montiert haben, wobei die Führungsstange verdrückt wurde. Die Zeit lief mir davon und ich entschied mit klemmenden Lenker zu starten. Nicht Optimal aber es musste irgendwie gehen.
Ich kann von mir behaupten, richtig gut vorbereitet gewesen zu sein. Meine Fitness hat gepasst, doch gleich dieser erste Offroadtag hat mir neue Limits aufgezeigt welche ich definitiv überschritten habe.
Gestartet bin ich mit Markus Dengler in einer Minute. Ich versuchte von Beginn an Druck zu machen. Gleich in der ersten Kurve schoss ich gerade aus. Es funktionierte einfach nicht mit lenken… Es kostete richtig Kraft zu drücken und zu ziehen. Ich stellte mich aber dann irgendwie darauf ein. Nach einigen Kilometern mit vielen flüssigen Streckenabschnitten ging es so langsam richtig los. Ich ahnte schlimmes als ich in den Streckenabschnitt “Doomed” – auf Deutsch “Verurteilt” einbog. Immer da wo Streckenabschnitte Namenstafeln tragen, wird es entweder Mega geil oder einfach nur schrecklich. Ich schloss auf die ersten Silver Class Fahrer auf und geriet in einen Stau.
Die letzen Profis und fast das komplett vor mir gestartete Expert Feld zerlegte sich an einer nassen Felsplatte. Warten war angesagt und ich nutzte die Zeit um ein Gel zu drücken und auf „Toilette“ zu gehen. An der Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass so viel Zeit sein sollte, die Gelverpackung wieder wegzupacken. Ich schaffte blöderweise die Felsplatte ebenfalls im ersten Versuch nicht und ein anderer Fahrer zeigte mir eine gute aber wesentlich längere Alternativspur. Danach ging es ans Eingemachte. Ein nicht enden wollender Anstieg musste bezwungen werden. Total ausgefahren, steinig, wurzelig, teils im Wald, teils auf einer Wiese und wahnsinnig rutschig. Mein Kühlerlüfter war im Dauerbetrieb. Als meine Batterie schwach wurde, war auch schon mein 2,5L USWE Trinksystem leer :(. Ich kam immer schneller an mein körperliches Limit, bis mir schwarz vor Augen wurde. Ich weiß nicht genau warum, aber ich war durch! Überlastet, kein Ahnung. Ich legte mich an den Streckenrand ins Gras und versuchte meinen Puls runter zu fahren um weiter zu kommen. Nach ca. 20 Minuten konnte ich endlich weiterfahren. Es dauerte nicht lang und ich schloss wieder auf die Fahrer auf, die ich ziehen lassen musste. Diese manövrierten Ihre Bikes über einen Bergkamm zwischen zwei Felsen hindurch. Dort musste ich dann leider alleine heben und schieben. An der nächsten Wurzel am Schräghang blieb ich wieder hängen und hatte Angst vom Trail abzukommen. Wieder hoch zu fahren, ohne fremde Hilfe wäre nicht möglich gewesen. Ich habe den Abschnitt bis dahin verflucht und das nicht nur einmal. Dann schloss ich wieder auf die beiden vor mir fahrenden auf. Diese schauten ratlos in den Downhill.
Dieser war höchstens etwas für erfahrene Wanderer und Bergsteiger aber nicht für Mopeds. Uns blieb nichts anderes übrig als ein Dreier-Team zu bilden und so manövrierten wir ein Bike nach dem Anderen hinunter – was für eine Aktion. Spätestens hier zeigte sich der „Spirit“ der Romaniacs. Der Zusammenhalt unter den Fahrern ist echt genial. Unten angekommen, sehnte ich den Servicepunkt herbei. Wasser, Wasser, Wasser war der einzige klare Gedanke, den ich noch realisieren konnte. Ich dachte zum ersten Mal in meiner Laufbahn als Endurofahrer an Aufgeben. Ich wusste aber, dass dies keine Option für mich ist, aber ich habe darüber nachgedacht. Dies verdeutlicht wie schlecht es mir ging.
Im Service machte ich meine 20 Minuten Zwangspause und nutzte diese um so viel wie möglich zu Essen und Flüssigkeit nachzutanken und die Gürteltasche mit Gels und das USWE mit Wasser zu befüllen. Trotz der Pause war ich leicht angeschlagen und hatte noch einige Kilometer bis ins Ziel zu fahren.
Nach dem Servicepunkt kam ein super schöner Bergauftrail mit Serpentinen im Wald. Über super schöne Trails und schnelle Wege führte der restliche Track Richtung Ziel. Auch der legendäre „Sheep Shit Canyon“ war kurz vor dem Ziel mit auf dem Track. Ein cooler, enger Canyon mit vielen Kurven und einigen kleinen Auf- und Abfahren, die für jede Menge Fahrspaß sorgten, den ich schon aus 2013 kannte. Das Ziel war eine Flussdurchfahrt im Knietiefen Wasser mit einer anschließenden Auffahrt. Den Rückstand durch meine Zwangspause in „Doomed“ konnte ich nicht kompensieren und beendete den Tag auf Platz 14.
Im Zielbereich hatten unsere Betreuer und Felix, der schon nach ca. 4h über den Hobbytrack im Ziel war, Pasta und zu trinken bereitgestellt. Ich zog meine komplett durchgeschwitzten Klamotten und durchgeweichten Stiefel aus und haute erst mal kräftig Pasta rein. Mein Betreuer nahm mein Motorrad gleich per Achse mit zum Waschen. Ich habe mich ins Hotel fahren lassen und erst einmal hingelegt. Danach gingen wir zusammen Abendessen und bereiteten im Anschluss unsere Bikes für den zweiten Offroadtag vor. Dies zog sich ewig in die Länge und wir kamen leider viel zu spät ins Bett.
Wie es weiter geht folgt in Kürze 🙂
Rückblick:
Mehr zu den RedBull Romaniacs gibt es hier: www.redbullromaniacs.com
1 Comment
[…] Episode 3/7 […]