Superenduro: Kevin Gallas Dritter Grand Prix Sieg in Folge

Kevin Gallas:
Dritter Grand Prix Sieg in Folge und 4 Punkte vor dem WM-Titel

Bilbao/Karlsruhe. Die 4. Runde der MAXXIS FIM SuperEnduro Weltmeisterschaft wurde in Bilbao / Spanien ausgetragen. Zwei von drei Rennen gewonnen, nach einem Krimi und einer sensationellen Aufholjagd im 2. Rennen gelang Kevin Gallas (21) der Hattrick und er holte sich zum dritten Mal nach dem GP in Riesa/Deutschland und dem GP in Malaga/Spanien den Tagessieg in Bilbao. Sensationell: nur noch 4 Punkte fehlen zum Junioren-WM-Titel.

Gleich im ersten freien Training in der Bizkaia Arena bestätigte der junge Badener seine Topform mit der Bestzeit in seiner Gruppe. In der zweiten Gruppe allerdings waren zwei Fahrer schneller: der Spanier Fernandez sowie Kyle Flanagan aus Südafrika, der bis hierhin Zweite hinter Gallas in der WM-Tabelle.

Werbung

Im Qualifying legte das ambitionierte Nachwuchstalent in der ersten Hot-Lap mit 44.772 Sekunden eine fabelhafte Zeit vor – mehr als drei Sekunden schneller als die anderen Junioren. Zum Vergleich: mit dieser Zeit wäre er in der Prestigeklasse sogar auf Platz 8 gekommen. Im Zeittraining um die Startreihenfolge war kühles Taktieren angesagt. Im zweiten der drei Finalrennen wird in umgekehrter Reihenfolge gestartet. Außerdem ragte in Bilbao in die innere Startbahn ein Hindernis herein. Gallas fuhr eine saubere Runde – und wartete ab. Der Pole Juszczak, der dritte in der WM-Tabelle hinter Gallas und Flanagan, war schneller. Mit Startplatz 2 war Gallas zufrieden.

Von der äußerlich anwachsenden Spannung war Kevin Gallas nichts anzumerken. Cool, smart und locker redete er mit seiner Crew, stand Fans für Fotos und Selfies zur Verfügung und absolvierte auch die Autogrammstunde am Eingang der Arena mit Freude und heiterer Gelassenheit.

Eines war zu diesem Zeitpunkt schon klar: Der Track sah bei der Besichtigung schon technisch und anspruchsvoll aus. Aber die Kombination der Hindernisse, der lockere lose und unberechenbare Boden forderten alle Konzentration. Die hohen Hindernisse waren zum Teil schon nach dem Training ausgefahren und nur unter Einsatz aller Kräfte zu überwinden. Die Kondition würde also auch in Bilbao ein entscheidender Faktor sein. Das stand schon fest.

Finalrennen 1:

Nach geglücktem Start konnte Gallas als dritter Fahrer das erste Hindernis überwinden, während der Rest des Feldes sich dort ziemlich verkeilte. Am Ende der ersten Runde hatte sich Gallas die Führung erobert – und gab sie bis zum Schluss nicht mehr ab. Mit knapp 30 Sekunden Vorsprung auf Juszczak und 41 Sekunden auf Flanagan vergrößerte Gallas den Abstand zu seinen „Verfolgern“.

Werbung

Finalrennen 2:

Um es vorweg zu nehmen – dies war das Schicksalsrennen dieser WM. Gallas startete aus der zweiten Reihe. Das erste Hindernis war durch die vor ihm fahrenden Kollegen blockiert. Er suchte sich mit anderen einen Weg, um durch zu kommen. Dabei verkeilte sich seine Maschine mit zwei weiteren Bikes so unglücklich, dass alle drei erst als letzte weiterfahren konnten. Ende der ersten Runde lag Flanagan auf Position 5, Gallas und Juszczak auf 9 und 10. Dann stürzte Gallas im Steinfeld so unglücklich, dass er nur mit Hilfe eines Streckenpostens unter seinem Motorrad hervor klettern konnte.

Aber auch Juszczak und Flanagan zeigten Nerven und patzten. Da Flanagan nun wieder hinter Gallas lag, fing in der Box das Rechnen an – während Gallas Runde um Runde versuchte, Plätze gut zu machen. Obwohl er noch zweimal strauchelte, hatte er sich am Ende der fünften Runde schon auf Position 7 vorgearbeitet, während Juszczak und Flanagan auf 10 und 11 zurückgefallen waren. In der sechsten Runde konnte er den Pulk im Steinfeld zügig überholen und lag nun an dritter Position. Diese gab er auch bis zum Schluss nicht mehr ab; allerdings konnte er den Vorsprung auf den Chilenen Herrera und den Bulgaren Kabakchiev nicht mehr aufholen. Diese unglaubliche Leistung, die konditionell alles abverlangte, brachte Gallas den Beinamen „El Gigante“. Mit seinem 3. Platz baute er seine WM Führung weiter aus, denn sowohl Flanagan wie auch Juszczak konnten die Chance nicht nutzen und mussten sich mit den Plätzen 9 und 7 begnügen.

Finalrennen 3:

Noch immer bestand die theoretische Chance auf den vorzeitigen WM-Titel. Gallas startete wieder aus der ersten Reihe, kam gut aus dem Gatter und konnte als erster die Dreier-Baumstamm-Kombination am Anfang des Kurses überwinden. Glücklicherweise, denn alle anderen hingen an dem ausgefahrenen Hindernis erst mal fest. Jetzt war vor allem sein kühler Kopf gefragt, um mit voller Konzentration jede Tücke des Tracks zu meistern. Ohne übermütig zu werden, spulte er Runde um Runde ab, hielt sich beim Überrunden geschickt aus allen Kämpfen heraus. Als er ins
Ziel fuhr, hatte er jeden Fahrer mindestens einmal überrundet. Juszczak wurde Vierter und Flanagan wurde 11. „El Gigante“ schaffte den Hattrick und holte sich in Bilbao den dritten Grand Prix Sieg, den Titel des Juniorenweltmeisters verpasste er allerdings um 4 Punkte.

Mit einem Vorsprung von 56 Punkten befindet sich Kevin Gallas auf der Zielgeraden und kann dem Finale am Ostersamstag in Schweden gelassen entgegensehen. Kevin Gallas: „Das war der anspruchsvollste und härteste Kurs, den ich je gefahren bin. Ich habe ihn beim Besichtigen unterschätzt. Aber dank meines harten Trainings hier in Spanien in den letzten Wochen konnte ich gerade im letzten Rennen meine Kondition ausspielen. Ich denke, ich habe gezeigt, dass ich bereit bin und darauf brenne, mich nächstes Jahr mit den Big Boys in der Prestige-Klasse zu messen, egal wie diese Weltmeisterschaft ausgeht. Mit dem komfortablen Vorsprung kann ich dank der Unterstützung meines Hauptsponsors Grenzgaenger sowie von MH-Motorräder und Endurides by Marko Prodan meinen Trainingsplan auf diesem hohen Level fortsetzen und ohne Stress an Ostern nach Lidköping fahren.“

Text: Dominik Rex

Weitere Beiträge

Enduro EM Finallauf: Jeremy Sydow gewinnt den „46. Novemberpokal“ des MC Woltersdorf

Enduro-EM-Finale 2024 in Woltersdorf: Neun von zehn Titelentscheidungen stehen noch aus

Assoluti d’Italia Enduro 2024: Brad Freeman holt sich den Gesamtsieg