Superenduro: Kevin Gallas SuperEnduro Junioren Weltmeister

Nach einer eindrucksvollen Siegesserie hat Kevin Gallas (21) aus Baden-Baden seinen Traum vom Weltmeistertitel verwirklicht.

Nach fünf WM-Runden konnte er sich im schwedischen Lidköping schon im 1. der 3 Final-Rennen seinen ersten großen Titel sichern.
Die Saison-Bilanz des deutschen Nachwuchsfahrers ist eindrucksvoll: 5 GPs – 4 davon gewonnen, 3 x jeweils mit dem Triple-Sieg, insgesamt 15 Rennen – davon 12 gewonnen. 300 WM-Punkte waren maximal erreichbar – 271 hat Gallas auf seinem Konto.
Schon beim Auftakt in Polen Anfang Dezember zeigte der junge Badener seine exzellente Fahrtechnik, die auf seiner langjährigen Trialerfahrung aufbaut. Gerade die technisch anspruchsvollen Tracks verlangten den Fahrern alles ab. In den besonders schwierigen Passagen hat Gallas mit feinfühliger Gashand und präziser Spurwahl seine Rennen gewonnen. Dazu kam eine gute körperliche Kondition, die es ihm erlaubte, bis zur letzten Runde zu pushen, falls notwendig. Meist konnte er sich aber den Luxus erlauben, dosiert und kontrolliert seine Rennen zu Ende zu fahren, die Verfolger nur auf Distanz zu halten. Diese mentale Stärke ist umso bemerkenswerter, wenn man berücksichtigt, dass Gallas ein privat schwieriges Jahr 2017 hinter sich hatte. Sein Vater war schwer an Krebs erkrankt, die ganze Familie immer wieder zwischen Hoffen und Bangen, bis Ende Oktober der Kampf gegen die schreckliche Krankheit verloren war. Die Krankheit und schließlich der Tod seines Vaters hat Kevin Gallas geprägt und es scheint, als schöpfe er gerade aus dieser schweren Zeit seine innere Ruhe und Kraft.
Sein erstes WM-Rennen hat er in Polen gewonnen. Und schon dort war ein Podiumsplatz in greifbarer Nähe. Doch im dritten Rennen wurde Gallas beim Überholen unsanft abgeräumt und verlor viel Zeit, bis er sich mit seinem lädierten Motorrad vom letzten auf den 8. Platz vorkämpfen konnte.

Beim zweiten Grand Prix in Riesa/Deutschland fuhr er souverän und befreit. 3 Rennen, 3 Siege mit großem Vorsprung. Der erste GP-Sieg vor heimischem Publikum – doch würde er dies auch in Spanien wiederholen können?

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Er konnte – und wie! In Malaga wiederholte er scheinbar mühelos sein Triple und holte sich seinen 2. GP-Sieg. Der „Dominator“ ließ seiner Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance, wählte mit Bedacht seine Startposition, um möglichst mit der Spitze über die ersten Hindernisse zu kommen.
Bei der vierten WM-Runde in Bilbao setzte er zunächst seine Siegesserie fort und gewann im Stil von Riesa und Malaga sein erstes Rennen. Im zweiten Rennen, das nach dem Reglement in umgekehrter Startaufstellung gestartet wird, war das erste Hindernis durch die vor ihm Fahrenden blockiert. Nach einer Startkollision startete Gallas vom letzten Platz eine gnadenlose Aufholjagd. Er strauchelte einige Male, stürzte im Steinfeld – zum ersten Mal in dieser Saison zeigte er Nerven. Aber es gelang ihm, sich wieder zu fangen, und kontrolliert und kühl kalkulierend in der verbleibenden Zeit das Fahrerfeld von hinten her aufzurollen. Am Schluss wurde er Dritter – ihm fehlten nur 4 Sekunden auf den Führenden. Im dritten Rennen schien es, als wolle er diese Schmach ausbügeln. „El Gigante“ fuhr wie entfesselt und hatte am Ende jeden Fahrer mindestens einmal überrundet.
Mit der Gewissheit, in Lidköping nur noch 4 Punkte einfahren zu müssen, trainierte Gallas in den Wochen bis Ostern weiter intensiv mit verschiedenen Trainingspartnern in Spanien. Er wollte nichts dem Zufall überlassen und wusste, dass er für die kommende Saison in der Prestige-Klasse noch eine ganze Schippe drauflegen muss.
Beim finalen GP in Lidköping startete er mit der Bestzeit im freien Training. Das Gallas noch einmal aufs Ganze gehen will, konnte man im Qualifying am Abstand von viereinhalb Sekunden auf den Zweiten schon erahnen.

Kevin Gallas: „Der Kurs ist schneller als in Bilbao, hier kann man nicht so leicht aufholen. Ich werde versuchen, möglichst von Anfang an in Führung zu gehen, um dann meinen Rhythmus zu finden.“

Dieses Vorhaben gelang im ersten Rennen mit einem Holeshot. Der Abstand auf die Verfolger vergrößerte sich auf dem kräftezehrenden Kurs stetig. Die Hindernisse waren teilweise schon ausgefahren, der Untergrund aus Mineralbeton schwer zu kalkulieren. Das Steinfeld war tückisch. Was zunächst nicht sehr schwierig aussah, erwies sich im Rennen als Falle für die Fahrer. Wer die Felsbrocken nicht sauber getroffen hat, rutschte unweigerlich in die tiefen Spalten dazwischen. So erging es auch Kevin Gallas in der 7. Runde, als er für eine gefühlte Ewigkeit versuchte, seine Maschine herauszuheben. Trotzdem kam er mit einem unglaublichen Vorsprung von über 46 Sekunden ins Ziel. Dies bedeutete für ihn den heiß ersehnten WM-Titel schon im ersten Rennen. Doch noch ließ er sich nicht in Feierstimmung fallen, sondern ganz routiniert und professionell liefen alle Vorbereitungen auf das 2. Rennen.
Kevin Gallas: „Ich freue mich riesig, ich bin erleichtert, dass ich jetzt schon Weltmeister bin. Aber ich würde die Saison gerne mit einem weiteren Triple-Sieg hier in Schweden beenden.“
Wie immer wird das 2. Rennen in umgekehrter Startreihenfolge gefahren – das hieß für Gallas, dass er den letzten freien Startplatz nehmen musste. Er kam in der ersten Kurve ganz gut innen durch. Nach der ersten Runde war er schon auf Platz 4 vorgefahren. In der zweiten Runde erkämpfte er sich Platz 3, was auf diesem schnelleren Track gar nicht so einfach war. Bisher hatte er in seinen Rennen ein bis zwei Sprint-Laps gefahren und sich damit vom Feld abgesetzt. Danach konnte er sein Rennen und seinen Rhythmus fahren. In Runde 6 übernahm er aber die Führung und baute diese sukzessive aus. 35 Sekunden vor dem Zweitplatzierten sprang Gallas durchs Ziel – fast eine halbe Runde Vorsprung – mit 47,423 Sekunden hatte er die schnellste Rennrunde gefahren.
Im dritten Rennen des Abends startete Gallas wieder aus der ersten Reihe. Er kam mit der Spitzengruppe aus der ersten Kurve und übernahm in Runde 2 die Führung. Ganz im Stil der vorigen WM-Runden baute er seinen Vorsprung schnell aus und fuhr dann kontrolliert und souverän sein Rennen zu Ende. Im Ziel angekommen, hatte er wieder das komplette Fahrerfeld mindestens einmal überrundet.

Damit hat Kevin Gallas hat nach seinem 6. Platz im Vorjahr – mit Handicap durch eine Verletzung beim Auftakt in Polen – jetzt im zweiten Anlauf nicht nur die Krone der Junioren geholt, sondern auch mehrfach deutlich gezeigt, dass er für die Prestige-Klasse bereit ist. Nicht zufällig, nicht eben mal so. Sein Hauptsponsor Grenzgaenger sowie MH Motorräder und Endurides by Marko Prodan investierten in Training und Technik. Diese professionelle Vorbereitung der letzten Wochen hat gezeigt, welches Potential Gallas unter solchen Bedingungen entfalten kann.

http://kevin-gallas.de/

Fotos: Fabian Kienle

 

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