Mit Maximilian Wills stellten wir bereits vor einigen Tagen den Gesamtsieger im DMSB-Enduro-Cup 2020 vor. Doch dieser ist bei weitem nicht der einzige Youngster, der nachhaltig mächtigen Eindruck hinterlassen hat. Mit Nils Teegen aus Rehna mischte ein weiterer 18-Jähriger die Szene auf, den wohl nur die wenigsten vor dem Saison-Auftakt zum absoluten Favoritenkreis zählten. Zwar ist der Mecklenburger schon länger motorsportlich aktiv, doch den Weg zum klassischen Enduro fand er erst vor einem reichlichen Jahr.
Nils Teegen stammt aus einer Familie, die durch und durch für den Motorsport brennt. So ist nahezu seine ganze Verwandtschaft alljährlich in der Ausrichtung der Geländefahrt „Rund um Rehna“ involviert. Zudem war bereits Opa Heinrich im Motocross aktiv, während Vater Sven Langbahn-Speedway-Rennen bestritt. „Daran kann ich mich aber nicht mehr erinnern, das war vor meiner Zeit“, schmunzelt Nils und beginnt über seine Anfänge zu erzählen. „Bei mir begann alles mit vier Jahren. Da saß ich das erste Mal auf einer Yamaha PW 50. Das hat mir gleich mächtig Spaß gemacht. So bin ich zum Motocross-Sport gekommen.“ Mit sechs Jahren bestritt er dann seine ersten Rennen auf den zahlreichen Strecken in der Umgebung. „Meist waren es regionale Veranstaltungen, aber auch in die Motocross-DM habe ich einmal hinein geschnuppert“, berichtet Nils, der in der hart umkämpften Landesmeisterschaft von Mecklenburg–Vorpommern neben mehreren Top-Platzierungen auch einen Meistertitel einfahren konnte! Doch wie fand er den Weg zum Endurosport? „Nach zehn Jahren Motocross, wollte ich einmal etwas anderes ausprobieren. Und so bin ich 2019 in Waldkappel mein erstes richtiges Enduro-Rennen gefahren.“
Enduro-Einstieg mit Hindernissen
Der Teenager kannte bis dahin nur 3-Stunden-Enduros, so waren für ihn Sollzeiten auf den Etappen komplettes Neuland. Und prompt handelte er sich dort Strafminuten ein. „Da habe ich richtig Lehrgeld gezahlt, weil ich mich mit dem Reglement noch nicht so gut auskannte“, zeigt sich Nils noch heute selbstkritisch. Doch anstatt sich lange darüber zu ärgern, war sein Ehrgeiz geweckt, es beim nächsten Mal besser zu machen. So verlief sein Heimrennen „Rund um Rehna“, welches damals erstmalig als Wertungslauf zur Int. Deutschen Enduro Meisterschaft zählte, bereits vielversprechend, während dann beim Saisonfinale in Tucheim endgültig der Knoten platzte. „Da konnte ich in der Jugend-Klasse den zweiten Platz belegen. Das war ein tolles Resultat, was ich so nicht erwartet hatte. An diesem Tag lief einfach auch alles rund. Und mächtig Spaß hat es außerdem gemacht.“ Dieses Rennen war für Nils eine Art Schlüsselerlebnis. Denn schnell wurde klar, dass er sein Hauptaugenmerk für 2020 nicht mehr auf Motocross, sondern auf den Endurosport legen möchte.
Saison-Start mit Initialzündung
Mit einer 125ccm Zweitakt-KTM ging es im DMSB Enduro-Jugend-Cup an den Start, als Ziel wurden die Top Drei ausgegeben. Doch schon beim Auftakt-Lauf in Rehna wurde deutlich, dass sogar noch mehr möglich ist. „Ich konnte mich trotz der ganzen Einschränkungen durch Corona recht gut auf die Saison vorbereiten und war entsprechend motiviert. Mein Heimrennen lief durchweg gut. Platz zwei in der Klasse und Rang vier im B-Championat war für den Anfang wirklich nicht schlecht“, bilanziert Nils in seiner bescheidenen Art, der den Klassensieg gerade einmal um eine Winzigkeit von 2,89 Sekunden verfehlte. „Klar, ein, zwei kleinere Fehler sind mir schon unterlaufen. Doch ich kann im Nachhinein nicht sagen, wo ich letztlich den Tagessieg verspielt habe“, zeigt sich der Youngster unbeeindruckt und ergänzt, „ich habe mich darüber nicht so sehr geärgert. Vielmehr war für mich diese knappe Entscheidung mächtige Motivation und großer Ansporn, es bei den kommenden Rennen ganz nach oben zu schaffen.“ Und das gelang! Bereits beim nächsten Lauf in Burg gab es an Nils kein Vorbeikommen. Sieg in der Jugend-Kategorie und sogar im klassenübergreifenden B-Championat. „Das ich sogar die Tageswertung im DMSB-Enduro-Cup gewinnen konnte, kam für mich schon sehr überraschend, das hatte ich nicht erwartet. Aber ehrlicherweise kam mir das Terrain zugute. Ich fühle mich im Sand und auf weichem Untergrund sehr wohl, wenngleich ich das Rennen in Burg doch auch als sehr anstrengend empfand.“ Am zweiten Tag gelang dem 18-Jährigen ein weiterer Klassensieg in der Jugend-Kategorie, ebenso eine Woche später in Tucheim – ebenfalls im Sand.
Tschüss Sand – hallo Schlamm!
Nach vier Sandrennen am Stück wartete in Kempenich mit Hartboden, Ackerflächen, Wiesenabschnitten und Steinen gänzlich anderes Terrain auf die Fahrer – und Neuland für Nils. „Ich musste mich in der ersten Runde zunächst etwas herantasten, da ich einfach nicht wusste, wie sich der Boden verhält. Derartige Bedingungen gibt es bei uns zu Hause überhaupt nicht, folglich kann ich diese auch nicht trainieren.“ Aber der KTM-Fahrer bewies erneut sein Talent und fand in der zweiten, von insgesamt vier Runden seinen Rhythmus. „Da hatte ich dann das nötige Vertrauen und fuhr wieder auf Angriff.“ Somit stand Nils in seiner Klasse wieder ganz oben auf dem Podium, während ihn seine Aufholjagd im B-Championat noch bis auf Rang vier nach vorn katapultierte.
Beim zweitägigen, von Schlamm und schlechtem Wetter geprägten Finale in Rüdersdorf bewies Nils abermals Kämpferqualitäten. „Es war ein wirklich hartes Rennen und ich habe mich zu Beginn extrem schwer getan. Ich wollte einfach nur durchkommen und nicht ausfallen“, so der 18-Jährige, der den ersten Tag auf Rang drei beendete und unterstreicht, „ich war einfach nur froh, im Ziel zu sein!“ Und da sein ärgster Verfolger ausfiel, konnte niemand mehr Nils von der Spitzenposition im DMSB-Enduro-Jugend-Cup verdrängen. Sein erster Titel im Endurosport war damit perfekt!
Vom Titelgewinn nebenher erfahren
Doch davon wusste er zunächst nichts. „Erst auf dem Weg vom Fahrerlager zum Hotel, als sich die Anspannung nach dem Rennen etwas legte, haben wir in Ruhe nachgerechnet“, erzählt Nils, der von seinen Eltern an der Strecke betreut wird und lacht, „als dann der Titelgewinn feststand war die Erleichterung und natürlich die Freude riesengroß!“ Doch zum Feiern blieb keine Zeit, denn schließlich galt es noch den Finaltag zu bestreiten. „Da wollte ich einfach nur durchkommen, keinen Ausfall riskieren, weiter Erfahrung im Schlamm sammeln, lernen und möglichst meinen zweiten Platz im B-Championat verteidigen.“ Was gelang! Damit ging für Nils eine beeindruckende und erfolgreiche Saison zu Ende, auf die er einfach nur „extrem stolz“ ist.
Wie geht es 2021 weiter?
Da lässt sich der Fahrer vom MC Rehna e.V. noch nicht in die Karten schauen. Sehen wir ihn weiterhin im Endurosport? Klare Antwort: „Ja!“ Allerdings steht noch nicht fest, ob er noch ein weiteres Jahr im DMSB-Enduro-Cup anhängt oder doch schon in die Junioren-Klasse der DEM aufsteigt. „Ich bin mir nicht sicher. Im kommenden Frühjahr stehen bei mir die Abitur-Prüfungen an, so dass der Sport zwischenzeitlich etwas mehr in den Hintergrund rücken wird. Lust auf die DEM hätte ich schon, aber ob es im kommenden Jahr schon sinnvoll ist, weiß ich nicht“, macht sich Nils derzeit intensiv Gedanken über seine sportliche Zukunft, die mit Sicherheit, bei seinem Talent und Ehrgeiz, noch weitere Highlights parat halten wird.
-> Instagram: @nilst33
Fotos: Peter Teichmann